4. ADVENT

Evangelium nach Lukas (1,39-45)

 

Eine schöne, fast liebliche Erzählung. Warum erzählt der Evangelist Lukas das, und zwar nur er: In den anderen Evangelien erfahren wir nichts davon. War das für sie unwichtig? Und wenn wir weiter darüber nachdenken: Die Reise von Nazareth nach Bethlehem - mehr als 100 km, drei Tagesreisen, vielleicht zu Fuß, höchstens auf einem Esel, und das durch eine schwangere Frau, in einer Zeit, wo solche Reisen sehr unsicher, ja sogar gefährlich waren? Und dann sagt Elisabeth: „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ Sie nennt das noch ungeborene Kind von Maria ihren „Herrn“. Und sogar ihr eigenes, noch ungeborenes Kind erkennt das Kind von Maria, denn es „hüpft in dem Schoß seiner Mutter“. Eine liebliche Geschichte, fast wie in einem Märchen.

Wir dürfen sie nicht als einen Tatsachenbericht vom Evangelisten Lukas verstehen. Er will mit dieser Erzählung etwas sagen. Er will eine Botschaft mitteilen. Mit dieser Erzählung fasst der Evangelist Lukas zusammen, was er von Jesus hält, welche Bedeutung dieser Jesus für ihn hat.

Zwei schwangere Frauen begegnen sich. Die eine ist aus einer vornehmen Familie, denn ihr Mann ist ein angesehener Jerusalemer Tempelpriester. Beide sind schon älter. Die andere ist ein junges Mädchen, 12 höchstens 14 Jahre alt. Ihr Mann ist ein einfacher Bauarbeiter, ein Zimmermann. Die beiden Frauen sind miteinander verwandt. Das Besondere an diesen beiden Frauen ist: Ihre Kinder werden die Geschichte der Menschheit verändern. Mit ihnen beginnt Gott ein neues Kapitel in seinem Umgang mit den Menschen.

Das eine Kind wird später in die Wüste ziehen und von Gott reden, so dass viele sich ihm anschließen, sich von ihm taufen lassen und so ihre Bereitschaft aussprechen, ihr Leben zu ändern. Das andere Kind wird sich, als erwachsener Mann, ihm anschließen und dann trotzdem seinen eigenen Weg gehen. Er wird anders von Gott reden, ja Gott durch seine Worte und Taten spürbar, erfahrbar, sozusagen „hautnah“ erleben lassen.

Die Mütter, die da jubeln über ihre Kinder, werden aber auch deren brutale Ermordung erleben müssen. Ihre Kinder werden Zeichen des Widerspruchs werden. Johannes wir enthauptet, Jesus wird gekreuzigt werden. Der Evangelist Lukas berichtet auch, dass in einer Szene, wo Jesus zu den Leuten sprach, eine Frau voller Begeisterung ruft: „ Selig der Schoß, der dich getragen, und die Brust, die dich gestillt hat! Jesus aber erwiderte: Ja, selig sind vielmehr, die das Wort Gottes hören und es befolgen.“ Es ist alsob Jesus selbst später dann die Bedeutung der biologischen Mutterschaft von Maria relativiert.

Das eine Kind, aus der vornehmeren Familie, wird den Weg für das Kind aus der ärmeren Familie frei machen, Menschen auf ihn aufmerksam machen und sagen: Er ist für euch der Retter! Es wird aber eine Zeit dauern bis die Menschen das wirklich verstehen.

Warum ist das alles jetzt noch, 2000 Jahre später, erwähnenswert? Was hat es uns zu sagen? Dieses Kind, dieser Mann aus Nazareth, ist für mich wichtdig. Es geht eine Kraft von ihm aus. Er fordert mich, wie keiner sonst. Aber ich glaube: dadurch gibt er meinem Leben Tiefe und Sinn. Auf ihn möchte ich nicht verzichten, denn ich wäre in meinem Leben orientierungslos. Jesus ist mir deshalb wichtig und darum möchte ich in einigen Tagen seinen Geburtstag feiern. Ich möchte an ihn glauben, wie seine Mutter es tat. Weihnachten will mich daran erinnern, was dieser Jesus für mein Leben bedeutet.

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